Vitamin-D-Status von Neugeborenen beeinflusst das spätere MS-Risiko

KOPENHAGEN (Biermann) – Babys, die mit einem niedrigen Vitamin-D-Spiegel auf die Welt kommen, haben ein größeres Risiko, später eine Multiple Sklerose (MS) zu entwickeln, als Neugeborene mit einem höheren Vitamin-D-Spiegel. Dies geht aus einer Studie dänischer Wissenschaftler hervor.
„Wir brauchen noch weitere Studien, um diese Ergebnisse zu bestätigen, allerdings sind sie ein zusätzliches Argument in der Debatte um eine Vitamin-D-Supplementierung für schwangere Frauen“, erklärte Dr. Nete Munk Nielsen vom State Serum Institute in Kopenhagen, Dänemark.
In Dänemark werden von jedem Neugeborenen Trockenblutproben aufbewahrt. Für ihre Studie idetifizierten die Forscher über eine nationale Datenbank alle Personen, die seit dem 30. April 1981 geboren wurden, bis 2012 die Diagnose einer MS erhalten hatten und von denen eine Trockenblutprobe vorlag.
Die Blutwerte von 521 so ermittelten Personen mit MS verglichen sie anschließend mit denen von 972 Kontrollpersonen gleichen Geschlechts und Alters. Dabei definierten die Forscher Vitamin-D-Werte unterhalb von 30 nmol/L als Mangel, Spiegel zwischen 30 und 50 nmol/L als erniedrigt und Spiegel höher als 50 nmol/L als ausreichend.
Insgesamt ordneten die Wissenschaftler die Studienteilnehmer auf Basis ihrer Vitamin-D-Spiegel fünf Gruppen zu, von denen die niedrigste Spiegel unterhalb von 21 nmol/L und die höchste Spiegel von mindestens 49 nmol/L aufwiesen. Der Gruppe mit den niedrigsten Vitamin-D-Spiegeln gehörten 136 Personen mit MS und 193 ohne MS an.
Die Berechnungen der Forscher ergaben, dass niedrigere Vitamin-D-Spiegel bei Neugeborenen mit einem erhöhten MS-Risiko verbunden waren: Beim Vergleich der fünf Gruppen hatten Personen, die der Gruppe mit den niedrigsten Werten angehörten, das höchste MS-Risiko, Personen mit den höchsten Vitamin-D-Werten hatten hingegen das geringste MS-Risiko. Im Vergleich zur Gruppe mit den niedrigsten Vitamin-D-Spiegeln hatten Personen mit den höchsten Werten ein um 47 Prozent geringeres MS-Risiko. Betrachteten die Forscher den Vitamin-D-Spiegel als kontinuierlichen Parameter, reduzierte jeder Anstieg des Vitamin-Spiegels um 25 nmol/L das spätere MS-Risiko um 30 Prozent.
Nielsen betonte jedoch, dass die Studie nicht beweise, dass steigende Vitamin-D-Spiegel das MS-Risiko senkten. Schließlich besitze die Studie auch einige Einschränkungen - beispielsweise, dass die Vitamin-D-Spiegel nur von 67 Prozent der Personen mit MS bestimmt werden konnten, die im Beobachtungszeitraum geboren worden waren. Die Vitamin-Spiegel wurden nur mit einer einzigen Messung bestimmt. Außerdem waren die Studienteilnehmer höchstens 30 Jahre alt, ältere Personen mit MS wurden nicht eingeschlossen. Zudem können die Wissenschaftler nicht ausschließen, dass der beobachtete Effekt auf andere Faktoren im späteren Leben zurückzuführen ist, sodass eine mütterliche Vitamin-D-Supplementierung das MS-Risiko des Kindes nicht reduziert.
Quelle: Neurology 2017;88(1):44-51; The American Academy of Neurology, 30. November 2016