MS und Vitamin D

Und wenn sie in die Sonne gehen, dann häufig im Sinne der Haut – mit UV-Schutz. Deshalb heißt es jetzt im Herbst, wann immer möglich: Altweibersommer genießen und Speicher auffüllen.
Denn über die Ernährung – z. B. durch fetten Fisch oder Eigelb – lassen sich höchstens 20 Prozent des Gesamtbedarfs an Vitamin D decken. Doch durch UVB-Lichteinwirkung kann der Mensch selbst Vitamin D bilden. Nach Einschätzung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) genügen häufige Aufenthalte in der Sonne, um ausreichend versorgt zu sein. Allerdings reicht die Strahlungsintensität der Sonne während der Wintermonate in unseren Breitengraden nicht mehr aus, um die körpereigene Produktion anzustoßen. Daher sollte man schöne Herbsttage für Aufenthalte im Freien nutzen, um die Vorräte aufzufüllen. Denn im Muskel- und Fettgewebe können wir Vitamin D monatelang speichern. Eine ausreichende Versorgung ist für den Körper in vielerlei Hinsicht wichtig: Im Körper wirkt Vitamin D als Hormon, das den Calciumspiegel reguliert. Außerdem beeinflusst es unter anderem die Psyche und das Immunsystem.
Sonnenlicht und Multiple Sklerose hängen zusammen
Immer wieder wird auch ein Zusammenhang zwischen der Vitamin D Versorgung und dem Auftreten bzw. der Krankheitsaktivität der MS diskutiert. Bislang ist allerdings noch nicht abschließend geklärt, ob hierbei der Vitamin D Spiegel nicht eher die Begleitescheinung ist – und eigentlich die Sonnenexposition die Hauptrolle spielt. Dass MS und Sonnenlicht zusammenhängen, ist lange bekannt: Schließlich findet man in Äquatornähe deutlich weniger MS-Fälle als weiter davon entfernt. Für die Sonnenlicht-Hypothese sprechen u. a. Ergebnisse zum Einfluss der Hautfarbe sowie zu speziellem UVB-Licht. Diese wirken modulierend auf das Immunsystem, ohne die Vitamin D Produktion anzustoßen.
Vitamin D gegen überschießende Immunreaktion bei MS?
Eine Forschergruppe fand allerdings heraus, dass die Einnahme hoher Dosen Vitamin D die überschießende Reaktion des Immunsystems bei Menschen mit MS unter Umständen dämpfen kann. Das leiteten sie aus einer Studie mit 40 Teilnehmern mit schubförmig-remittierender MS ab. Für ein halbes Jahr nahmen diese täglich entweder 10.400 oder 800 Einheiten (IE) Vitamin D ein (letzteres entspricht der von der DGE empfohlenen täglichen Aufnahme ). Zu Beginn der Studie sowie nach drei und sechs Monaten wurde im Blut der Vitamin D Status erhoben und die Aktivität der T-Zellen ermittelt, die eine wichtige Rolle bei der MS spielen. Dabei ging bei den Studienteilnehmern, die die hohe Vitamin-D-Dosis einnahmen, die Zahl der T-Zellen zurück. Allerdings müssen diese ersten Ergebnisse noch in größeren Studien bestätigt werden.
Bei (Ultra-)Hochdosierung ist Vorsicht geboten
Viel Hoffnung schürte auch das sogenannte Coimbra-Protokoll. Die Entwickler dieser ultrahochdosierten Vitamin D-Therapie postulieren, dass Betroffene einer Autoimmunerkrankung eine Resistenz gegen die Wirkung von Vitamin D haben und verabreichen extreme Tagesdosen von bis zu 100.000 Einheiten (IE). Klinische Doppelblind-Studien gibt es dazu jedoch nicht, obwohl sie für eine sichere und wirksame Behandlung äußerst wichtig wären. Deshalb wird nun untersucht, welche Veränderungen die extreme Vitamin D Zufuhr im Immunsystem von MS-Betroffenen auslöst. Erst wenn dieser Mechanismus erforscht ist, kann diskutiert werden, ob und wann eine hohe Vitamin D Gabe sinnvoll sein könnte.
Ärzte warnen, dass bei höheren Dosierungen ohne bestehenden Mangel negative Effekte auftreten können. Hingegen ist eine moderate Vitamin D Substitution von 2.000 IE pro Tag oder 20.000 IE pro Woche wohl als unbedenklich zu bewerten. Dennoch sollte bei bestehender MS der Einsatz von Nahrungsergänzungsmitteln mit dem Arzt abgestimmt werden.
Tipp: MS Betroffene teilen Ihre Erfahrungen zum Thema Vitamin D im aktiv mit MS Forum: www.aktiv-mit-ms.at/forum