MS-Blog: Für einen anderen Blickwinkel auf die MS

Nach ihrer Diagnose wollte sich die 36-jährige lebensfrohe Frau über Multiple Sklerose informieren. Was sie fand, waren teilweise Horrorszenarien, die sie nur noch mehr belasteten. Um zu zeigen, dass MS kein Hindernis für ein erfülltes Leben sein muss, ergriff sie selbst die Initiative und startete ihren Blog Fitness, Food & MS über Ernährung, Sport und dem positiven Umgang mit MS.
Wie hat sich die MS bei Ihnen bemerkbar gemacht?
Eigentlich habe ich mich nur ein bisschen unwohl gefühlt, so wie bei einem Wetterumschwung. Am nächsten Tag spürte ich schon ein Kribbeln auf der rechten Seite im Bein. Es nahm dann auf Arbeit immer mehr zu, sodass ich kein Gefühl mehr in den Fingern hatte und kaum noch schreiben konnte.
Am nächsten Tag war ich bei meiner Hausärztin. Ab da ging irgendwie alles sehr schnell. Sie rief den Neurologen an, der mich sofort ins Krankenhaus zum MRT schickte.
Schlaganfall und ein Hirntumor konnten dadurch ausgeschlossen werden. Aber ich war auf der rechten Seite komplett taub. Ich konnte nicht mehr richtig laufen und kein Auto mehr fahren. Am Tag darauf waren schon Blutabnahme, Lumbalpunktion und die erste Cortison-Infusion. Drei Tage später kam das Ergebnis: Diagnose MS.
Ich war zu dieser Zeit sehr eingeschränkt, was sich aber zum Glück alles wieder regeneriert hat.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, einen Blog zu starten?
Wenn man so eine Diagnose bekommt, fängt man natürlich an zu recherchieren. Ich bin Facebook-Gruppen beigetreten, um mich mit anderen auszutauschen. Und ich muss ganz ehrlich sagen, dass mich das noch mehr heruntergezogen hat. Ich war zwei Tage in den Gruppen und bin sofort wieder raus.
Die Leute waren sehr negativ, schilderten hauptsächlich Horrorgeschichten. Auch in anderen Foren hat man einfach nichts Positives gelesen. Das war nicht das, wonach ich gesucht hatte.
Mir fehlte der positive Blickwinkel auf die MS. Ich habe mir also Fachbücher bestellt, um mich mit dem Thema MS richtig auseinanderzusetzen. Darin war zu lesen, dass es anders sein kann, dass eben nicht jeder im Rollstuhl endet oder einen ganz schlimmen Verlauf hat.
Um das Ganze verarbeiten zu können und die eigenen Gedanken zu sortieren, habe ich angefangen, ein bisschen für mich selbst zu schreiben. Und dann dachte ich mir: Warum sollte ich nicht auch anderen irgendwie damit helfen?
Ich wollte die positiven Dinge herüberbringen – beispielsweise, dass man auch weiter Sport machen kann oder dass ein Jobwechsel möglich ist. Oder dass man mit MS studieren kann. Diese Sichtweise wollte ich an andere weitergeben. Und so entstand 2017 mein Blog über Multiple Sklerose.
Und wieso gerade der Mix aus Fitness, Ernährung und MS?
Ich habe früher Handball gespielt, aktiv über 20 Jahre. Als ich mit dem Handball aufhörte, begann ich mit Krafttraining. Sport war also schon immer ein Teil meines Alltags. Und ich habe einfach gemerkt, dass mir der Sport super viel gibt. Man liest ja immer wieder, dass man bei MS nur leichte Sportarten ausüben soll. Das stimmt eigentlich so nicht.
Später habe ich noch eine Ausbildung zur Fitness-Trainerin und Ernährungsberaterin absolviert. Am Anfang habe ich das nur für mich gemacht und dann überlegt, das Ganze auf meinem Blog einfließen zu lassen.
Die Themen für den Blog beruhen also auf Ihrer Ausbildung als Ernährungsberater und Fitness-Trainer. Oder gibt es auch noch andere Inspirationsquellen?
Ich bin auch auf Instagram unterwegs und dort sehe ich, was die Leute beschäftigt. Manchmal bekomme ich Fragen von MS-Betroffenen geschickt, die greife ich dann in meinen Beiträgen auf. Außerdem mache ich viele Umfragen in den sozialen Netzwerken, dort erfahre ich, was die Leute sich eigentlich wünschen.
Gibt es noch irgendwas, was Sie anderen Betroffenen mit auf den Weg geben wollen?
Das ist eine schwierige Frage. Ich denke, dass es wichtig ist, sich von negativen Geschichten und Aussagen nicht so sehr beeinflussen zu lassen. Jeder sollte für sich erst einmal die Krankheit bzw. die Diagnose verarbeiten.
Man sollte sich mit der MS auseinandersetzen und nicht versuchen, alles auf einmal zu ändern. Lieber einen Schritt nach dem anderen und schauen, was einem gut tut. Es ist wichtig, dass man nichts überstürzt und sich auch Zeit für sich nimmt, um mit der Diagnose zurechtzukommen.
Wenn Sie mehr über Julia Bierenfeld lesen wollen, dann lohnt sich ein Klick auf ihren Blog: www.fitnessfoodundms.de