Die Myelinschicht gezielt wachsen lassen

MELBOURNE (Biermann) – Durch die Stimulation einzelner Ausläufer von Nervenzellen, sogenannter Axone, wollen australische Forscher die motorischen Fähigkeiten von Menschen mit Multipler Sklerose (MS) verbessern.
Die Forschungsergebnisse der Wissenschaftler an der Monash University in Melbourne belegen, dass die Stimulation von Nervenzellen im Gehirn zur aktiven Entwicklung von Myelin führen kann. Die Myelinschicht um die Axone von Nervenzellen beschleunigt die Weiterleitung von Reizen und wird bei der MS vom körpereigenen Immunsystem angegriffen und beschädigt.
An Mäusen hatten die Forscher gezeigt, dass das Aktivieren individueller Nervenzellen im Gehirn von Mäusen zur Myelinisierung der zuvor „nackten" Axone führen kann. Darüber hinaus wurde das Myelin dicker, was zur schnelleren und effizienteren Signalübertragung führte.
Diese Ergebnisse erklären möglicherweise auch, warum das Trainieren einer bestimmten Tätigkeit wie Jonglieren oder Musizieren zu veränderten weißen Substanzkreisen im Gehirn führt, die in der Bildgebung sichtbar gemacht werden können.
„Unsere Studie zeigt, dass die Stimulation einzelner Nervenzellen im Gehirn zu neu generiertem Myelin an eben diesen Nervenzellen führt. Dadurch war es uns möglich, das Myelinisierungslevel zu erhöhen. Wir wissen, dass dies direkt mit verbesserten motorischen Fähigkeiten einhergeht", sagte Dr Tobias Merson, dem leitenden Wissenschaftler vom Australian Regenerative Medicine Institute an der Monash University.
Die Aktivierung von Axonen könnte nach Ansicht der Forscher durch Gehirntraining oder eine nicht invasive Stimulation wie die transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS) erfolgen.
Quelle: Nat Commun 2018;9(1):306.